Habe Geduld Mit Mir – Annie Poonen
“Habe Geduld mit mir!” rief der Knecht, als er seinen Mitknecht um Barmherzigkeit bat. Matth. 18,29.
Das ist auch der unausgesprochene Ruf, der von vielen, mit denen wir den Tag über zu tun haben, zu uns dringt. Ich muss in meinem Geist empfindsam sein, so dass ich diesen Ruf hören kann – denn er ist unausgesprochen.
Es kann sein, dass unsere Kinder langsam darin sind, etwas zu lernen, und wir wiederholt versucht haben, es ihnen beizubringen. Wir werden stark versucht, ungeduldig mit ihnen zu werden. Wenn wir dann ihren unausgesprochenen Ruf hören könnten: “Habe Geduld mit mir, ich tue mein Bestes, es richtig zu machen!”, dann wäre es leichter für uns, in dieser Versuchung zu überwinden.
Vielleicht ist das Mädchen, das uns bei unserer Hausarbeit hilft, etwas unbeholfen und nicht so sauber, wie wir es gerne hätten, und wir werden versucht, hart gegen sie zu sein. Aber ihr unausgesprochener Ruf lautet: “Habe Geduld mit mir, gib mir noch eine Möglichkeit, und ich will es besser machen!” – und wir haben wieder eine Gelegenheit bekommen, um freundlich zu sein.
Oder vielleicht sind es betagte Eltern, die alt und gebrechlich sind, und die jetzt von uns abhängig sind. Ihr schwacher, unausgesprochener Ruf lautet auch: “Habe Geduld mit mir! Ich möchte dich nicht beschweren, aber ich brauche nun deine Hilfe!” Wenn wir empfindsam sind für ihre Nöte, werden wir ihren Ruf hören und ihnen helfen, ohne sie ihre Abhängigkeit von uns fühlen zu lassen.
Vielleicht ist das Benehmen von unseren Mitschwestern in der Gemeinde eine Prüfung für uns. Auch ihr unausgesprochener Ruf lautet: “Habe Geduld mit mir, noch fehlt mir viel Weisheit!” Dann erkennen wir, dass auch sie, gleichwie wir, nach dem Vollkommenen jagen.
In solchen und ähnlichen Gelegenheiten finde ich eine Neigung in meinem Fleisch, so wie der unbarmherzige Knecht zu sein. Aber gerade dann habe ich es nötig, ganz frisch daran erinnert zu werden, wieviel mir von Gott vergeben worden ist, und wie geduldig die andern mit meinen Dummheiten sind.
Darum möchte ich meine geistlichen Ohren zu jeder Zeit gestimmt haben, um den Ruf nach Geduld, der von allen meinen Mitknechten – von jung und alt – zu mir dringt, zu hören.
“Das standhafte Ausharren muss aber zu voller Betätigung führen, damit ihr vollkommen und tadellos seid und sich in keiner Beziehung ein Mangel an euch zeigt.” (Jakobus 1,4)
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